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Journalismus&Netz im April: Neues Verification Handbook, Corona-Podcasts, irreführende Überschriften

Nicht nur Facebook, Twitter und YouTube verstärken ihren Kampf gegen Corona-Fake-News, Medien sind gefragt wie selten zuvor, vor allem Podcasts boomen. Und „Der Westen“ arbeitet mit irreführenden Überschriften.

Die Corona-Krise hält die Welt im Griff und nach wie vor gibt es eine Menge falscher Behauptungen und Desinformation dazu. Correctiv hat die 15 häufigsten Gerüchte und Theorien zum Coronavirus gecheckt.  

Fact Checker entlarven Falschinformationen zum Coronavirus

Nach wie vor spielen soziale Netzwerke eine große Rolle bei der Verbreitung von Fake News zur Corona-Pandemie. Immerhin scheinen sich die großen Plattformen dieses Problems bewusst zu sein und ergreifen Maßnahmen, um die Verbreitung von Corona-Fake-News einzuschränken. Facebook bezahlt zum Beispiel externe Fact-Checking-Organisationen dafür,  Falschinformationen zum Coronavirus aufzudecken (in Deutschland Correctiv und dpa-Faktencheck). „Sobald ein Beitrag von den Faktenprüfern angezweifelt und als falsch markiert wird, verringern wir dessen Verbreitung und zeigen Warnhinweise sowie weiterführende Informationen an“, schreibt Facebook in einem Artikel zum Umgang mit Covid-19.

Einen ähnlichen Ansatz hat YouTube, das Fact Checks, die von externen Fact Checkern erstellt wurden, nun bei bestimmten Suchanfragen zu Covid-19 einblendet, allerdings nur in Indien, Brasilien und neuerdings den USA.

Darüber hinaus spendet YouTube über die Google News Initiative eine Million US-Dollar an das International Fact Checker Network, das damit einen so genannten Fact-Checking Development Grant auflegt. Fact-Checking-Organisationen aus aller Welt können dort bis zu 50.000 Dollar erhalten.

Einige (wissenschaftliche) Erkenntnisse, was im Kampf gegen Desinformation hilft, hat das US-Blog Axios zusammengetragen.

Neues Verification Handbook mit Schwerpunkt zum Kampf gegen Desinformation

Auch die neueste, Ende April erschienene Ausgabe des exzellenten Verification Handbook von Craig Silverman legt einen Schwerpunkt darauf, wie man Desinformation und manipulierte Medieninhalte erkennt. Eine klare Leseempfehlung habe ich schon auf piqd abgegeben.  

Einer der ersten Schritte, um ein möglicherweise gefälschtes oder aus dem Zusammenhang gerissenes Bild zu erkennen, ist ja die umgekehrte Bildersuche. Die von vielen Verifikations-Experten geschätzte russische Suchmaschine Yandex liefert oft sehr gute Resultate. Neuerdings ist es auf Yandex auch möglich, nur einen Ausschnitt eines Bildes zu suchen.

Drosten-Podcast für Grimme Online Award nominiert

Nach wie vor ungebrochen ist der Trend, dass die Mediennutzung in Zeiten der Corona-Krise gestiegen ist – auch weil die Menschen mehr Zeit zuhause verbringen (müssen). Speziell Podcasts erleben einen Boom, nicht nur, aber auch solche, die sich hauptsächlich mit dem Coronavirus befassen. Der vielleicht bekannteste Corona-Podcast, das Coronavirus-Update, in dem der NDR den Virologen Christian Drosten von der Berliner Charité interviewt, ist für den Grimme Online Award nominiert.  Alle 28 Nominierten werden kurz auf der Website des Grimme-Instituts vorgestellt.

Buzzfeed Deutschland steht zum Verkauf

Die Corona-Pandemie beschert zwar einerseits vielen Medienmarken ungeahnt viele Zugriffe, lässt andererseits aber auch Anzeigenerlöse wegbrechen. So auch beim Unterhaltungsportal Buzzfeed, das nun bekannt gegeben hat, seine deutsche Tochter verkaufen zu wollen.  Unter der Führung von Chefredakteur Daniel Drepper hat Buzzfeed Deutschland mit investigativen Recherchen etwa zu sexualisierter Gewalt immer wieder Aufmerksamkeit erregt. Auf Mediasres erklärt Daniel Bouhs, warum der deutsche Markt für Buzzfeed so schwierig ist.

Noch jünger als das Buzzfeed-Publikum sind die Nutzer des Videoportals TikTok. Seit einem knappen halben Jahr ist auch die Tagesschau dort aktiv. Wie die Tagesschau auf TikTok junge Leute erreicht, erzählt Antje Kießler vom Innovationslabor der Tagesschau dem Medienpodcast Unter Zwei.

Der Westen führt Leser mit Überschriften in die Irre

Überschriften spielen im Online-Journalismus eine noch größere Rolle als in Printmedien. Nicht nur in den Suchmaschinen, sondern auch auf der eigenen Seite, um die Leser zum Klicken zu bringen. Diesem Ziel opfern manche Seiten journalistische Standards. So zum Beispiel „Der Westen“, der kürzlich titelte „Michael Schumacher: Endlich“ Jetzt spricht Sohn Mick: ‚Die Gesundheit…“. Das lässt darauf schließen, dass man etwas über den Gesundheitszustand von Michael Schumacher erfahren könnte (der Privatsache ist und über den seine Familie so gut wie nichts verlauten lässt), liefert also einen Klickimpuls.

Tatsächlich geht es aber um ein Benefizfußball-Spiel, das wegen der Corona-Krise um ein paar Monate verlegt wurde, wie Stefan Niggemeier in seinem Übermedien-Blog dokumentiert. Unvollständige Zitate scheinen überhaupt eine immer beliebter werdende Masche zu sein, auch das Sport-Magazin Kicker arbeitet häufig damit, wenn auch nicht in so sinnentstellender Form wie hier „Der Westen“.

Kostenlose Tools und Formate für Lokalmedien

Das MediaLabBayern hat kürzlich zur Open Innovation Challenge aufgerufen: Aus den mehr als 50 Einreichungen hat das Lab 22 ausgewählt und mit einer Entwicklerpauschale unterstützt. Unter den 22 Tools und Formatideen, die sich speziell an Lokalmedien richten, sind ein Covid19-Echtzeit-Tracker, eine Rechercheanwendung, die automatisiert Inhalte aus Primärquellen, Fakten und Zitate sammelt und ein Tool, das Inhalte parallel via E-Mail, Telegram, Facebook Messenger und Browser Push veröffentlicht. Das Beste daran: Alle Tools und Formatideen können kostenlos verwendet werden.

Dieser Artikel erschien zuerst auf dem Torial-Blog.