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Journalismus&Netz im Februar: Assange vor Gericht, Leistungsschutzrecht reloaded, Journalismus auf TikTok

Im Februar sorgte der Prozess gegen Julian Assange für Aufsehen, die Verleger wollen maximal drei Wörter lizenzfrei zulassen, das Netzwerk Medienethik traf sich zur Jahrestagung und ein Erfahrungsbericht zu Journalismus auf TikTok und Instagram. Londoner Gericht verhandelt über Auslieferung von Assange an die USA

Londoner Gericht verhandelt über Auslieferung von Assange an die USA

Für große Schlagzeilen sorgte im Februar die Gerichtsverhandlung in London über die Frage, ob Wikileaks-Gründer Julian Assange an die USA ausgeliefert werden solle. Der Netzpolitik.org-Chefredakteur fordert in einem Kommentar „Freiheit für Julian Assange“ und sieht in dem Verfahren einen Einschüchterungsversuch und Angriff auf die Pressefreiheit. Wer sich nochmal mit der ganzen Geschichte von Julian Assange, seiner Arbeit und den Vorwürfen gegen ihn auseinandersetzen will, ist mit der 18-minütigen Podcastfolge des Deutschlandfunks gut bedient. Hier kommen neben Unterstützern von Assange auch Kritiker zu Wort. Außerdem wird auch die grundsätzliche Frage, welchen Schutz Whistleblower genießen (sollen), thematisiert.

Mehr Nachrichtenkonsum durch soziale Netzwerke und Suchmaschinen

Bei der Online-Mediennutzung ist häufig von der Filterblase die Rede, die besonders auf Facebook stark ausgeprägt sein soll. Algorithmen zeigen häufig mehr vom Gleichen an, also Inhalte, bei denen sie davon ausgehen, dass sie dem Nutzer gefallen. Aktuelle Befunde von Forschern der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz, der Hohenheim Universität und des Leibniz Institut für Sozialwissenschaft in Köln widersprechen dieser Annahme. In einer Nutzer-Studie haben die Forscher herausgefunden, dass die Nutzung von sozialen Netzwerken und Suchmaschinen dazu führt, dass sie mit einer breiten Auswahl an Nachrichten in Kontakt kommen, wenn auch oft zufällig. Frank Mangold von der Uni Hohenheim erklärt die Befunde in einem Interview mit Telepolis, eine Zusammenfassung der Studie (auf englisch) gibt es hier.  

Vor diesem Hintergrund erscheint der Streit ums Leistungsschutzrecht besonders absurd. Eigentlich sollten Verlage doch über jeden interessierten Nutzer froh sein, den ihnen Suchmaschinen vermitteln. Stattdessen beharren sie darauf, dass Suchmaschinen nicht mehr als drei Wörter in ihren Snippets anzeigen sollen. Hintergrund ist die Umsetzung der EU-Urheberrechtsrichtlinie. Heise Online schildert die Debatte in einem guten Hintergrundtext.

Wenn „fremdenfeindlich“ in Wahrheit „rassistisch“ ist

Am 19. Februar erschoss Tobias R. im hessischen Hanau in zwei Shisha-Bars neun Menschen mit Migrationshintergrund, anschließend seine Mutter und schließlich sich selbst. Anfangs sprachen viele Medien von einer „fremdenfeindlichen“ Tat. Doch sind Menschen, die schon jahrelang in Deutschland leben, „fremd“? ARD-aktuell-Chefredakteur Marcus Bornheim erklärte im Tagesschau-Blog zutreffend, dass es sich hier um einen rassistischen Anschlag handelt und dieser auch so benannt werden sollte.

Beim Tagesschau-Podcast „Mal angenommen“ lernt man was

Apropos Tagesschau: Ende Januar ist dort ein wirklich interessanter Podcast an den Start gegangen: In „Mal angenommen“ unterhalten sich je zwei Redakteur*innen über Zukunftsszenarien wie eine Welt ohne Inlandsflüge, die Legalisierung von Cannabis oder die Abschaffung des Bargelds. Klare Hörempfehlung!

Neue Redaktionsstandards beim Spiegel

In der Januar-Ausgabe des Journalismus&Netz-Rückblicks hatte ich viel über die Neuerungen beim Spiegel berichtet. Anfang Februar veröffentlichte Chefredakteur Steffen Klusmann die neuen Redaktionsstandards, die vor dem Hintergrund der Relotius-Affäre überarbeitet worden sind. Das 76-seitige pdf ist auch für Journalisten, die nicht beim Spiegel arbeiten, eine gute Auffrischung fürs journalistische Handwerkszeug.  

Netzwerk Medienethik tagt zu „Medien und Wahrheit“

Vom 19. bis 21. Februar traf sich das Netzwerk Medienethik zu seiner Jahrestagung unter dem Motto „Medien und Wahrheit“ in München. (Ich war auch eingeladen und gab einen Workshop zu Verifikations-Techniken). Inhaltlich ging es um einen medienethischen Blick auf Fake News, Künstliche Intelligenz und Agenda-Setting durch Algorithmen. Wer sich einen Überblick verschaffen will, was deutschsprachige Medien- und Kommunikationswissenschaftler dazu denken, kann einen Blick in das Book of Abstracts der Tagung werfen.

Wie Journalismus auf TikTok und Instagram funktioniert

Instagram und TikTok zählen weiter zu den angesagtesten Plattformen – auch für Journalisten. Michael Netsch hat sich im Rahmen eines Fellowships am MediaLab Bayern mit der Frage beschäftigt, wie Journalismus auf diesen beiden Plattformen funktionieren kann. In seinem Blogpost stellt er je zwei Beispiele für Tiktok (Hawaiitoast, Chip) und Instagram Stories (wasmitwirtschaft, Zeit) vor und lässt die Macher erzählen, was sie gelernt haben. Ein weiteres gutes Beispiel für Journalismus auf Instagram ist der Economist, der dort stark auf Infografiken setzt. Helen Atkinson, visuelle Datenjournalistin beim Economist, erklärt in einem Medium-Post, nach welchen Kriterien sie Infografiken für den Instagram-Feed des Magazins auswählt und wie sich das Publikum dort von dem des Magazins unterscheidet.

Warum das Daten-Team von Zeit Online gerne mit Wissenschaftlern arbeitet

In Deutschland zählt Julius Tröger, Head of Visual Journalism, zu den bekanntesten Datenjournalisten. In einem Kress-Interview erklärt er seinen Werdegang, was den Reiz an Datenjournalismus ausmacht, welche Skills dafür gefragt sind und warum das Daten-Team von Zeit Online gerne mit Wissenschaftlern zusammenarbeitet.  

Datenjournalismus lernen auf der Journocode

Wer sich selber ein paar DDJ-Skills draufschaffen will, ist auf der Journocon richtig, die am 25. April 4. Juli in Düsseldorf stattfindet. Veranstaltet wird diese Konferenz für Journalismus mit Daten von Journocode – einem Team aus jungen Datenjournalist*innen. Es gibt eine Reihe praktischer Workshops, unter anderem zu Datenrecherche, Datenvisualisierung und „Excel Magic für Journalisten“. Für alle Journalist*innen, die coden lernen wollen, gibt es einen speziellen Programmiertrack. Die Tickets kosten zwischen 40 Euro für Studierende bis 120 Euro für Vollzahler.  

Dieser Artikel erschien zuerst im Torial-Blog.