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Medien-Journalismus.de: 27.500 Links später

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Ich sammle Lesezeichen zum Thema Journalismus. Angefangen habe ich damit im Februar 2008. In fünf Jahren habe ich rund 27.500 Links verschlagwortet, alles einzusehen unter www.medien-journalismus.de. Zeit mal eine Zwischenbilanz zu ziehen.

Warum ich Lesezeichen sammle

Hier muss ich etwas ausholen (ich hoffe, dass es nicht zu langweilig/selbstreferentiell wird): Für Lehraufträge zum Online-Journalismus und zu Blogs stellte ich 2005 ein öffentliches Literaturverzeichnis zusammen. Die akribisch erstellten Literaturhinweise – wo vorhanden natürlich mit Link versehen – sollten den Studierenden und anderen Interessierten als Service dienen.

Das mühsame Zusammenstellen von Hand uferte dann aus, ich probierte schließlich Furl, ein 2009 eingestellter Anbieter Sozialer Lesezeichen, aus (mehr über Furl finden Sie in der Wikipedia). Dort sammelte ich eine Zeit lang Bookmarks und beendete das Sammeln 2006.

Im Februar 2008 startete ich dann bei Delicious eine neue Linksammlung, hier entstand die Basis meiner jetzt bestehenden Sammlung. Ärgerlich empfand ich den völlig mißlungenen Delicious-Relaunch im Oktober 2011, so dass ich schließlich zu Diigo wechselte. Zum Glück konnte ich die meisten meiner bisher bei Delicious gesammelten Links zu Diigo exportieren. Meine damals geäußerte Befürchtung ist zum Glück noch nicht eingetreten: „Wann werden die verkauft, wann kommt dort jemand auf die Idee fast alles zu verschlimmbessern?“, der Dienst arbeitet für meine Ansprüche absolut zuverlässig.

Das eigentliche Warum ist damit wohl noch nicht beantwortet. Klar will ich mir für mein berufliches Schaffen einen besseren und kontinuierlichen Überblick darüber verschaffen, was da eigentlich im Journalismus und insbesondere im Online-Journalismus passiert. Auch wenn es pathetisch klingt: Bei mir brennt noch das Feuer für den Journalismus und ich möchte in minimaler Form auch zu seiner Weiterentwicklung beitragen. Und freilich denke ich auch, dass Artikel rund um den Journalismus auch einige Kollegen interessieren, diesen möchte ich mit meiner Sammlung einen leicht zugänglichen, kontinuierlich gepflegten und übersichtlichen Überblick anbieten.

Vorgehensweise

Bookmark-Dienste – wie der von mir genutzte Diigo – erlauben es kinderleicht innerhalb weniger Sekunden interessante Websites als Link oder als Datei abzuspeichern. Ich speichere „nur“ Links ab. Damit das Ganze für mich und die Nutzer meiner Sammlung übersichtlich bleibt, bearbeite ich die gespeicherten Link-Informationen: Ich gliedere die Fundstücke nach Medienname und Überschrift, außerdem verwende ich – so vorhanden – die Vorspanntexte. Ab und zu ergänze ich die Fundstücke um kurze Informationen.

Dann wird’s freilich interessanter: Um die chronologisch aufgelisteten Links später besser finden zu können, vergebe ich Schlagworte. Mittlerweile habe ich rund 150 Schlagworte erstellt, viel mehr sollten es auch nicht sein. Die am häufigsten gebrauchten Begriffe sind für Außenstehende gängig, beispielsweise „Journalismus“, „Online-Journalismus“, „Leistungsschutzrecht“ usw. Einige sind hingegen eher auf meine persönlichen Bedürfnisse zugeschnitten, etwa „Debatte“, „Mediendummheit“, „Handverlesene Links“. Manche Schlagworte wie etwa „WM 2010“ oder „Murdoch“ habe ich nur zeitweise und eher experimentell eingesetzt.

Mit dem vorgegebenen Cluster komme ich gut aus; die Entscheidung für die „richtigen“ Schlagworte fällt zumeist innerhalb weniger Sekunden. Freilich würden mir Sozialwissenschaftler oder Bibliothekare manches um die Ohren hauen (konstruktive Kritik ist aber durchaus erwünscht!). Ab und zu habe ich Schlagworte angepasst (aus „Ipad“ wurde beispielsweise „Tablet“). Schlagworte wie beispielsweise „Internet-Manifest“ sind verwaist, da sie in der Berichterstattung praktisch nicht mehr vorkommen, sie gehören aber weiterhin in die Chronik.

Die Recherche der Links erfolgt mehr oder weniger sporadisch. Ich verwende als Quellen Angebote wie Turi2, Meedia, Altpapier, Jonet, Medien-Ressorts, einschlägige Blogs, Newsletter, Twitter, Facebook, einige Google-Alerts, den Google Reader benutzte ich auch, Pressemitteilungen. Zulieferungen (Hinweise etwa per E-Mail) gibt es nur alle paar Wochen mal. Zu den medienjournalistischen Quellen werde ich noch mal einen eigenen Beitrag schreiben; derweil empfehle ich hierzu einen Beitrag den ich 2011 für Message geschrieben und bei Onlinejournalismus.de veröffentlicht habe: „Medien-Journalismus.de: Gehetze im Netz“.

Explizite Quellenhinweise (etwa „via Bildblog“) setze ich nur, wenn die Hinweise mehr oder weniger außerhalb meines täglichen Radars liegen und ich nicht von selbst auf diese Artikel gestoßen wäre. Beschwert hat sich übrigens noch nie jemand.

Die verlinkten Quellen sollen einen Mindestgehalt an Nutzwert und/oder Relevanz haben. Das gelingt freilich nicht immer. Auf Pressemitteilungen verzichte ich weitestgehend, ebenso auf unbedeutende (wo fängt „bedeutend“ an?) Personalia und identische oder paraphrasierte Versionen von Artikeln. Gerne verlinke ich auch auf völlig unbekannte Quellen, das ist bei anderen Angeboten eher weniger der Fall. Für wichtig halte ich Hinweise auf Download-Möglichkeiten, etwa zu Studien, Vorträgen etc., diese erfolgen unter dem Schlagwort „Download“ oder das vor einigen Monaten eingeführte Schlagwort „Praktischer Netztipp“.

Auch versuche ich es den Rezipienten so bequem wie möglich zu machen. Hierzu ein aktuelles Beispiel: Der Hinweis „Hitlers Tagebücher“ im ZDF; während Sie bei Turi2 „nur“ einen Link auf das Video in der Mediathek des ZDF bekommen, liefere ich den Link zu der entsprechenden ZDF-Sendung, wo es neben dem Video noch Zusatzinformationen gibt. Das sind selbstverständlich Kleinigkeiten, aber auf eben solche sollte man eben auch achten, wenn man einen guten Service bieten möchte.

Nutzerresonanz

Die Linksammlung ist über die Adresse www.medien-journalismus.de zu erreichen, diese Adresse bewerbe ich beispielsweise auf meinem Twitter-Account oder in meinen E-Mails. Die bei Diigo verschlagworteten Links werden automatisch über die Twitter– und Facebook-Accounts von Onlinejournalismus.de verbreitet. Bei Twitter haben wir rund 800 Follower, bei Facebook 239 gefällt-mir-Angaben.

Ausgespielt werden die Links dann auch auf der Website von Onlinejournalismus.de, beim DJV oder Bayerischen Journalisten-Verband jeweils in den rechten Spalten dieser Seiten.

Nutzerreaktionen gibt es nahezu keine, auch bei Diigo ist das Netzwerk mit gerade mal 18 Followern sehr überschaubar. Kurzum: Man kann die Nutzerresonanz nicht messen, aber ganz falsch liege ich wohl nicht mit der Aussage, dass sie eher gering ist. Dass die Link-Auswahl von einigen Kollegen genutzt wird, steht außer Frage. Dass große Dialoge über dieses Angebot entstehen, habe ich mir auch nicht erwartet.

Zahlen

27.500 Links eine schöne Zahl, die ich aber auch gleich relativieren muss: Womöglich sind 25 Prozent der Links schon futsch. In einer Bezahlversion kann man – wie bei anderen Bookmark-Diensten wohl auch – die Seiten auch abspeichern, so groß ist mein Bedarf aber nicht. Gefühlt meine ich erkannt zu haben, dass immer mehr Seiten dauerhaft erreichbar sind. Absehbaren Schwund gibt es natürlich bei einigen Seiten von öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, die ihre Angebote ja zumeist nur für einen bestimmten Zeitraum vorhalten dürfen. Apropos Zahlen & Zeit: Ich verwende durchschnittlich eine Stunde pro Tag – mal mehr, mal weniger – für die Pflege dieser Sammlung; hochgerechnet auf fünf Jahre kommt da doch einiges an Arbeitszeit zusammen.

Nutzen

Rund 1800 Arbeitsstunden später – betreibe ich zu viel Aufwand mit dieser Sammlung; wo bleibt der Nutzen? Manche machen Rauchpausen (ich nicht), daddeln oder handeln (Auktionen, Aktien) zuweilen am Rechner (mache ich nicht), surfen zum Spaß während ihrer Arbeitszeit (mache ich auch, aber vielleicht weniger), schreiben in Foren (mache ich auch), schreiben ihre Blogs (mache ich – unter anderem wegen der Lesezeichensammlung – leider nur noch viel zu wenig, weil einfach keine Zeit mehr bleibt!). Aber es macht (noch immer) Spaß! Und, ja es hat mir beruflich bislang immens geholfen.

Nutzer dieser Sammlung können sich beispielsweise kontinuierlich ein Bild über die aktuelle deutschsprachige (englischsprachige Artikel haben nur einen Anteil von schätzungsweise zwei Prozent) Berichterstattung im Netz über Medien und angrenzende Themenfelder (siehe etwa unter den Schlagworten „Buchmarkt und Literatur“, „GEZ Rundfunkbeitrag“) machen.

Wenn jemand die Mediengeschichte Deutschlands seit 2008 nachvollziehen will, findet er einen groben Rahmen hier. Man kann den Medienwandel (auch ein Schlagwort) in den letzten Jahren nachvollziehen. Empfehlen kann ich Nutzern auch die Kombination von Schlagworten – Beispiel: „Studie“, „Download“). Auch für den schnellen Zugriff auf Begriffe wie „Datenjournalismus“ eignet sich diese Sammlung sehr gut, denn es gibt natürlich auch immer wieder Hinweise auf schon angelegte Link-Sammlungen zu diesem Thema. So verstetigt sich das vorhandene Wissen.


Selber Lesezeichen sammeln – Beispiele

  • Freie Journalisten können sich damit eine Datenbank zu den eigenen Themengebieten aufbauen (Fundstücke können auch „privat“ gesammelt werden).
  • Auch für umfangreiche Netz-Recherchen zu einem Themengebiet kann sich dieses Werkzeug eignen.
  • Das Wissensmanagement in Redaktionen kann durch so eine Sammlung zumindest ergänzt werden. Hier sehe ich freilich Zeit- und Organisationsprobleme. Ob sich das vorhandene System von Diigo zum kollaborativen Sammeln eignet, bezweifele ich eher. Aber auch hier gibt es sicherlich praktikable Lösungen anderer Anbieter. Mit einem Bezahl-Account kann diese schlichte Form des Datensammelns noch weiter aufgewertet werden, wenn etwa ganze Artikel abgespeichert und durchsucht werden können.
  • Für das Sammeln von Clippings und Erstellen von Pressespiegeln können sich Diigo und ähnliche Dienste ebenso eignen.
  • (Medien-)Studenten empfehle ich auch den Einsatz dieser Bookmark-Dienste; hier liegen die Vorteile auch auf der Hand.

Thomas Mrazek

2 Gedanken zu „Medien-Journalismus.de: 27.500 Links später“

  1. ein wirklich guter Service, die Diigo-Bookmarksammmlung. Ich nutze Diigo auch und allein für mich selbst ist das ein tolles Nachschlagewerk

  2. Pingback: Link-Tipps zum Datenjournalismus | Journalisten-Training Oswald & Mrazek

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