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journo2014: Was Journalisten können müssen

Vor kurzem hat der geschätzte Kollege Dirk von Gehlen auf seinem Blog gefragt: „Welche Regeln sollte man befolgen, um ein guter Journalist zu sein„? Damit das Ganze ein bisschen Fahrt aufnimmt, hat er auf Twitter den Hashtag #journo2014 aufgemacht und in der Tat eine Menge qualifiziertes Feedback dazu bekommen. Da es bei dieser Frage darum geht, wie sich das journalistische Berufsbild im Digitalzeitalter wandelt, ist das für mich als Journalisten-Trainer eine hoch relevante Debatte, in die ich mich auch eingeschaltet habe. Darum ist es mir wichtig, die aus meiner Sicht relevantesten Beiträge hier noch mal zu dokumentieren – und auch ein bisschen zu ordnen.

1. Findet eine Nische!

Damit ist gemeint, Darstellungsformen und Formate anzubieten, die andere Journalisten noch nicht drauf haben:

Ich würde den Nischen-Aspekt aber auch auf thematische Expertise ausweiten: Sucht Euch Themen, die bislang bei Medien noch unterrepräsentiert sind: Netzpolitik und Netzwirtschaft wären zwei digitale Beispiele, es kann aber natürlich auch was nicht-Netzmäßiges sein.

 

2. Seid teamfähig!

Die oben angesprochenen neuen Darstellungsformen verlangen nach neuen Kompetenzen: Datenanalyse, Videodrehs- und Schnitt, interaktives Design, Programmieren. Das sind Kompetenzen, die erst allmählich Eingang in die Journalistenausbildung finden. Einerseits kann man sich einiges via Do-It-Yourself beibringen, andererseits kann man es nicht in allen Bereichen zur Perfektion bringen. Um so wichtiger ist es, Kollegen mit entsprechenden Fähigkeiten zu kennen und vor allem gut und reibungslos mit ihnen kommunizieren zu können.

 

3. Netzwerkt!

Journalisten arbeiten heute immer öfter frei, zum Teil aus Mangel an Redakteursstellen, zum Teil aus Überzeugung und der Lust heraus, innovativ sein zu können. Programmierer, Designer oder Multimedia-Experten muss man erstmal kennen, darum ist es eminent wichtig, sich gut zu vernetzen: online sowieso, aber noch besser offline: Auf Fachkonferenzen wie beim Netzwerk Recherche, Besser Online, dem Scoopcamp oder natürlich der thematisch weit gefassten re:publica trifft man Gleichgesinnte, die die Kollegen von morgen sein können. Und sei es nur für ein Projekt. Das gilt auch für Festangestellte, die vielleicht mal ihren Job wechseln oder sich auch selbständig machen wollen.

 

4. Vermarktet Euch selbst!

Gerade wer als Freiberufler unterwegs ist, ist darauf angewiesen, gefunden zu werden. Und gefunden wird man heute immer öfter im Netz: auf der eigenen Website/Blog oder in sozialen Netzwerken. Wichtig ist: Gibt es ein Markenzeichen oder zumindest eine Kernkompetenz, die so keiner oder nur wenige andere anbieten? (siehe Nische).

 

5. Plant Eure Werke nach den Bedürfnissen Eurer Nutzer!

Noch viel zu oft machen Journalisten ihre Arbeit so, wie sie sich das denken und für gut befinden. Zu selten nehmen sie die Nutzerperspektive ein, fragen sich, welche Aspekte die Nutzer besonders interessieren (noch seltener fragen die Journalisten die Nutzer danach!) oder wann mit welchem Gerät die Nutzer das journalistische Angebot nutzen. Die hohe Kunst des Journalismus im 21. Jahrhundert ist es

  • den richtigen Inhalt
  • für die richtigen Nutzer
  • zur richtigen Zeit
  • am richtigen Ort
  • mit dem richtigen Dreh
  • in der richtigen Darstellungsform zu präsentieren.

Ja, das ist kompliziert. Aber so ist es.

 

6. Blickt über den Tellerrand!

Das journalistische Berufsbild weicht auf, ob man will oder nicht. Dadurch, dass heute so gut wie jeder publizieren kann, franst die journalistische Tätigkeit aus bzw. wird um Tätigkeiten erweitert, die man früher nicht dazu gezählt hätte: Social-Media-Monitoring, Nutzeranalyse, Datenjournalismus, Community-Manager. Innovationstreiber sind oft Start-Ups wie Buzzfeed, von denen man sich als Journalist was abschauen kann – positiv wie negtativ.

Im Rahmen der #journo2014-Twitter-Diskussion bin ich auch auf die „7 Tipps für (angehende) freie Journalisten“ von Daniel Bröckerhoff gestoßen, die in eine sehr ähnliche Richtung gehen.

Habe ich was vergessen? Etwas zu stark oder zu schwach betont? Ich freue mich auf Eure Anregungen!

Ein Gedanke zu „journo2014: Was Journalisten können müssen“

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