Die Zeit und die Süddeutsche Zeitung freuen sich über Rekordzahlen bei den Digitalabos, der Presserat rügt Clickbaiting-Überschriften bei „Der Westen“ und für die Gestaltung von Karten beim Datawrapper gibt es noch mehr Möglichkeiten.
SZ: Stellenabbau trotz Digital-Abo-Rekord
Die Süddeutsche Zeitung kommt nicht zur Ruhe: Im Frühjahr wurden die Mitarbeiter wegen der Corona-Krise in Kurzarbeit geschickt. Mitte September verkündete die Geschäftsführung der Südwestdeutschen Medienholding, der die SZ gehört, ein großes Sparprogramm: Bis zu 50 RedakteurInnen sollen gehen, je schneller sie das tun, desto mehr Abfindung bekommen sie. Anne Fromm hat die Hintergründe und auch die Reaktionen der Redaktion in der taz gut zusammengefasst.
Zwar war der Stellenabbau schon länger geplant, verwundert angesichts der steigenden Digital-Abonnenten-Zahlen allerdings doch ein wenig. Anfang September gab die SZ bekannt, bereits jetzt 150.000 Digital-Abonnenten zu haben, eine Zahl, die ursprünglich erst zum Ende des Jahres erreicht sein sollte.
Digital-Abo-Rekord auch bei der Zeit
Auch bei der ZEIT gibt es einen Digital-Abo-Rekord: Im Juni hat die Wochenzeitung die 100.000er Marke geknackt. Im Interview mit kress.de erläutert Chefredakteur Jochen Wegner die verschiedenen Abstufungen des Abo-Modells. Interessant: Die Zeit hat eine Zeit lang damit experimentiert, die Entscheidung, welcher Artikel kostenpflichtig ist, automatisiert, d.h. von einer Art KI treffen zu lassen, war damit aber nicht zufrieden. Nun entscheiden wieder Journalisten, was frei zu lesen ist und was nur mit Anmeldung. Natürlich schaut die Redaktion genau hin, welche Artikel die meisten Abos generieren: „Am besten funktionieren lebensweltliche Geschichten, also zum Beispiel über Beziehungen und Familie, über Ernährung, Gesundheit und Arbeit“, verrät Wegner.
Auch die Schwäbische Zeitung analysiert sehr genau, welche Artikel Abos generieren. Dabei kommt seit 2018 das selbst entwickelte Artikel Score zum Einsatz. Im Kress.de-Interview berichtet Chief Data Officer Steffen Ehrmann davon, dass er damit schon vor der Veröffentlichung die Reichweite eines Artikels vorhersagen kann – bis auf 10 Prozent.
Presserat rügt Clickbaiting beim Westen
Manche Redaktionen setzen darauf, die Reichweite ihrer Artikel durch Clickbaiting-Überschriften zu steigern. Stefan Niggemeier von Übermedien ist hier Der Westen besonders unangenehm aufgefallen (siehe Journalismus&Netz im April), und hat sich beim Presserat über drei besonders irreführende Überschriften beschwert – und Recht bekommen. Auf seinem Blog schildert Niggemeier die Beispiele, die Einschätzung des Presserats – und die Reaktion von „Der Westen“ darauf.
Auch mediasres, das Medienmagazin des Deutschlandfunks, hat sich Ende September grundsätzlich mit der Unsitte des Clickbaitings beschäftigt und dabei auch mit Martin Potthast, Informatikprofessor an der Uni Leipzig, gesprochen, der zu dem ernüchternden Fazit kommt: „Denn Clickbaiting funktioniert ja – und wird eingesetzt, weil es funktioniert“.
Wie der Spiegel die U30-Zielgruppe für sich gewinnen will
Im Sommer wurde bekannt, dass der Spiegel seine junge Plattform Bento einstellt und die U30-Zielgruppe künftig mit dem Angebot „Spiegel Start“ versorgen will. Ende September ist Spiegel Start nun tatsächlich gestartet. Der Fokus liegt eindeutig auf Karrierethemen, die bei Bento zwar auch vorkamen, aber nicht so prominent. (siehe auch die Besprechung von Spiegel Start bei Horizont). Interessant ist in diesem Zusammenhang auch ein Blog-Eintrag der Spiegel-Entwicklungsredaktion, in dem sie erläutert, wie sie künftig den Anteil von AbonnentInnen unter 30 „signifikant“ erhöhen will.
Massenkommunikations-Studie: Video vor Audio vor Text
Mediennutzungsstudien gibt es zwar viele, aber nur wenige Langszeitstudien, wie die ARD/ZDF-Massenkommunikation-Studie eine ist. Kernerkenntnis: Video vor Audio vor Text. Klingt wenig überraschend, Medienberaterin Franziska Bluhm fasst die Ergebnisse zusammen – differenziert nach Altersgruppen, Ausspielwegen und Nutzungszeiten. Ihr Fazit: „Du musst verstehen, wie deine Zielgruppe tickt, um die perfekten Inhalte für sie bereitzustellen.“
30 Statistiken zu 30 Jahren Wiedervereinigung
Kurz vor dem 30. Jahrestag der Deutschen Einheit hat das Interaktiv-Team der Funke Mediengruppe 30 Statistiken visualisiert: Ein bunter Mix von Lebenserwartung über Gender Pay Gap, Autos, Millionäre, Sonnenstunden, aber auch kommunale Schulden. Der Gag dabei: Die NutzerInnen können Deutschland dabei mit einer virtuellen Schere in zwei beliebige Teile zerschneiden und bekommen dann für beide Teile den jeweiligen Wert angezeigt. Die Datenauswertung zeigt: „30 Jahre nach der Wiedervereinigung bleibt Deutschland in vielen Belangen ein geteiltes Land. Doch die Grenzen verlaufen nicht nur zwischen Ost und West.“
Datawrapper baut Karten-Funktionalitäten aus
Wer selber Karten bauen will, kann das ja schon länger mit der Kartenfunktion der webbasierten Visualisierungs-Plattform Datawrapper tun. Das Team hat die Karten-Gestaltung noch um einige Funktionalitäten erweitert: So kann man zum Beispiel nun einstellen, wie viele Stufen eine Farbskala umfassen soll. Diese und weitere Neuerungen erläutern Gregor Aisch und Lisa Charlotte Rost im Datawrapper-Blog.
Ich schließe diesen Rückblick mit fünf Hacks für die Produktion von Instagram Stories, die meine auf Instagram aktiven BR-Kollegen zusammengetragen haben.